An drei Nachmittagen strichen Elisabeth Leinweber, Alina Reingolz und Evelyn Reinholz (alle R9b) die Holztür. Die Fachleiterin für Religion, Mechthild Günther, hatte nach den Wünschen der Mädchen die passenden Farben besorgt. Wetterfest sollte sie sein und lila, der Farbe der evangelischen Kirche. Dazu kam jeweils ein kleines Töpfchen mit Weiß und Schwarz. „Die Holzspalten wollen wir damit fein streichen“, erklärt Elisabeth, „das soll alles ‚Vintage’ aussehen“.

Noch wichtiger war den Ratsschülern der Inhalt. Die drei Mädchen kennen sich aus. Sie gehören dem „Teenie“-Kreis der Meller Gemeinde „Golgatha“ an.

Für ihre Thesentür klebten sie acht laminierte Lutherköpfe an die Tür. Auf die Beffchen, dem liturgischen Kragen, schrieben sie mit dem Computer Thesen, die Luther vielleicht heute an die Kirchentüren nageln würde.

  1. Weg mit der Kirchensteuer. Sie macht die Kirche träge.
  2. Pastoren, Ihr seid keine Politiker! Redet wieder mehr von Jesus.“
  3. Kirche, berichte mehr aus der Bibel! In der Sprache des Herzens.
  4. Kirche, berichte auch anderen Religionen von Jesus! Das ist das Beste, was wir diesen Menschen geben können.
  5. Kirche, Du verpulverst viel Geld für „Genderfragen“. Konzentriere Dich auf das Kerngeschäft: die Mission!
  6. Kirche, mache aus der Predigt keine falsche Show! Lebe wieder selbst nach Gottes Wort.
  7. Interreligiöse Gebete verachten Jesus. Du sollst keine andere Götter haben!
  8. Habe keine Angst, was die anderen von Euch denken. Macht Jesus zum Maßstab für alles Handeln.

Zum ersten Mal in die Öffentlichkeit gelangten die Türen nun zur „Kulturnacht“ vor dem Osnabrücker Dom. Mit en Aussagen haben die Schüler ein wesentliches Ziel erreicht. „Viele Besucher der Kulturnacht blieben ausgerechnet vor unserer Thesentür stehen und diskutierten eifrig“, beobachtete die Fachleiterin für Religion an der Ratsschule, Lehrerin Mechthild Günther.

Zum Reformationstag am 31. Oktober werden alle Türen des Projektes noch einmal in verschiedenen Osnabrücker Kirchen aufgestellt.