Für die Ratsschüler war die Führung im Bundesrat eine Vertiefung der Unterrichtseinheit "Zusammenarbeit in der Demokratie". Der Mitarbeiter des Besucherdienstes erklärte ihnen im Foyer, wie viele Mitglieder die Landesregierungen der Bundesländer jeweils in den Bundesrat entsenden. Da schlich sich eine Person aus dem Grönegau an: Annika Speckmann.
Die 23-jährige arbeitet seit November für das Sekretariat des Bundesrates. Sie machte 2013 das Abitur am Gymnasium Melle und absolvierte ein duales Studium an der "Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung" in Brühl. Heute ist die Regierungsinspektorin im "gemeinsamen Büro der Ausschüsse für Auswärtige Angelegenheiten, für Fragen der Europäischen Union und für Verteidigung" tätig. Einige Schüler der Klasse 8a kannten Annika Speckmann sogar persönlich, da sie als Betreuerin die Skifreizeit der Ratsschule begleitete.
Die alle drei bis vier Wochen stattfindenden Sitzungen des Bundesrates verfolgt sie direkt aus dem Plenarsaal. Beim Rundgang erklärte Annika Speckmann ihre Arbeit: "Jeweils zwei Wochen vor den Plenarsitzungen finden die Ausschusssitzungen statt, in denen die Gesetzesvorlagen ausführlich beraten werden. Für die Ausschusssitzungen bereite ich die Tagesordnungen vor und arbeite an der Erstellung der Empfehlungen und der anschließenden Protokolle mit. Nach einer Plenarsitzung gehört es zu meinen Aufgaben, die endgültigen Beschlüsse des Bundesrates zu fertigen." Die Mitarbeit an der Gesetzgebung und der direkte Einblick in die Tagespolitik würden ihr besonders viel Freude bereiten. Bis ein Gesetz verabschiedet werden könne, sei bereits im Vorfeld unglaublich viel Arbeit aller Beteiligten notwendig.
Vom Tourguide erfuhren die Jugendlichen, dass Bundeskanzlerin Merkel zweimal an Sitzungen des Bundesrates teilnahm. Als sie sich setzte, sei die Lehne ihres Stuhles abgebrochen.
Die Bundeskanzlerin und die Stuhllehne
So ein Pech hatten die Meller nicht. Sie konnten auf den sechs Plätzen der Mitglieder aus Niedersachsen Platz nehmen. Dass sie überhaupt in den Plenarsaal durften, war eine Ausnahme. Der ist bei Führungen den Delegationen von Botschaften und Politikern vorbehalten.
Ausstellung zur Popmusik im „Museum für Kommunikation“
Der Bundesrat liegt zentral an der Leipziger Straße. Ideal, um in der Mittagspause an der großen Auswahl im Food Court der neuen „Mall of Berlin“ zu naschen. Ein paar hundert Meter weiter östlich besuchten die Meller noch am Vormittag das „Museum für Kommunikation“, das vor Jahrzehnten noch einmal „Postmuseum“ hieß. Dort gab es in einer Sonderausstellung auf die Ohren. In der Sonderausstellung „Oh Yeah! Popmusik in Deutschland“ hörten sich die Ratsschüler durch Jahrzehnte deutscher Musikgeschichte.
Plaudern mit dem Minister
Später, am Seiteneingang des Reichstages, bestaunten die Meller zwei gepanzerte Limousinen, zu denen ein Minister von seinen Personenschützern geleitet wurde. Sie baten ihn sofort um ein Gruppenfoto. Erst am Tag zuvor mussten die Schüler bei der Klassenarbeit im Fach „Politik“ alle Kabinettsmitglieder kennen. Während der Aufstellung mit dem Bundespolitiker testete Lehrerin Mechthild Günther ihre Klasse: „Wie heißt unser Kanzleramtsminister?“ Die Ratsschüler riefen im Chor: „Helge Braun.“ Der lachte und plauderte noch kurz mit ihnen über den aufregenden Tag in der Hauptstadt.