Ein paar Tage später kam ich mit meinem schon angezogenem Sportanzug in die Schule und sah die Aufregung in den Gesichtern meiner Freunde. Schon bald müssten wir zum Sportplatz aufbrechen.“Die fünften Klassen haben die erste Stunde, die sechsten die zweite und wir gehen in der dritten Stunde zum Laufen”, erklärte meine Klassenlehrerin. Ich war froh, dass wir in unseren Jahrgangsgruppen laufen würden, weil meine beste Freundin in der Parallelklasse war.
Auf dem Weg trafen wir die komplett erschöpften fünften Klassen und wollten doch nicht mehr so gerne laufen. Aber es war schon zu spät!
Ich war überrascht, als ich das aufgebaute Zelt neben dem Laufplatz sah und die Musik des DJs hörte.
Der Mann, der sich ein Mikrophon geschnappt hatte und schrecklich laut in dieses hineinredete, sah nicht so aus, als sei er ein Lehrer an unserer Schule.
Laut rief er: „AH, DA KOMMEN JA DIE SIEBTEN KLASSEN SCHON!“ Alle guckten ihn stirnrunzelnd an, als hätten sie schon jetzt keine Lust mehr zum Laufen.
“Uff wir überleben das hier nicht”, sagte meine beste Freundin und sah mich komisch
an. Ich fing an zu lachen und bemerkte, wie der laute Mann wieder Luft holte, um erneut schreiend Erklärungen abzugeben. „JETZT BITTE ALLE AN DIE STARTLINIE GEHEN! “, schrie er, als ob er gleich selber voller Motivation loslaufen würde. Alle gehorchten und gingen an die Startlinie. Einige fingen schon jetzt an, wie die Verrückten Wasser zu trinken.
„IN FÜNF SEKUNDEN GEBT IHR EUER BESTES!”, erklang die durchdringende Stimme. Er zählte von fünf runter und bei der letzten Zahl fingen alle an, um die Wette zu laufen. Zum Glück hatte unsere Lehrerin auch erlaubt einfach zu gehen. Kurz gesagt- ich war zu faul zum Laufen und watschelte wie eine Ente, die nicht wusste, was sie machen soll, los.
Als ich die erste Runde durchweg gegangen war, fing ich an zu joggen. Doch bei der Hälfte der Strecke konnte ich nicht mehr. Völlig erschöpft ging ich wieder mit einem normalem Schritttempo. Das war besser!
Als ich dabei zur Seite guckte, sah ich wie eine Rauchwolke über dem Zelt aufstieg.
Ich dachte mir: „Was ist das denn, brennt es da?” Am Start angekommen, erkannte ich jedoch schnell, dass alles in Ordnung war. Ich zuckte zusammen, weil der Mann wieder anfing irgendetwas zu sagen „SCHON DIE DRITTE
RUNDE , SUPER WEITER SO! “ Ich freute mich ziemlich, dass er mich motivierte, aber ich wollte ihn auch gerne bitten, ob er vielleicht etwas leiser reden könnte. Das habe ich mich aber nicht getraut.
Als die dreißig Minuten zu Ende waren, trafen sich die beiden siebten Klassen alle am Start und der Mann verkündete uns die Siegerklasse, die im Durchschnitt am meisten Runden gelaufen war.
„NUUUN ..... “, er zog dieses Wort besonders lang. „DIE SIEGERKLASSE IST .... DIE .... 7 ..... B!!!“ Als wir das hörten, fingen alle aus meiner Klasse an vor Freude zu schreien, zu pfeifen und zu klatschen. Mir hingegen war es in diesem Moment ziemlich gleichgültig, ob wir gewonnen hatten oder nicht, weil ich den drohenden Muskelkater schon jetzt zu spüren begann.
Auf einmal kam ein Junge aus meiner Klasse und fing an, alle mit seiner Wasserflasche zu bespritzen, so wie es sonst bei Formel-1-Rennen mit Champagner gemacht wird. Zum Glück saß ich hinter meiner Freundin, die dadurch alles allein abbekam. Wir fingen beide lauthals an zu lachen.
Der nächste Jahrgang kam zum Carl-Starcke-Platz, um seine Runden zu laufen und wir spazierten zurück zur Schule, wo wir zunächst einen Film schauten, bei dem wir uns etwas von den Strapazen erholen konnten. Viele der anderen Klassen bastelten oder planten derzeit Spielgeräte für den Schulhof, der nach den Wünschen von uns Schülern und mit dem selbsterlaufenen Geld gestaltet werden soll.
Später gingen wir bei wundervoll warmen Wetter dann auch noch einmal hinaus auf den Pausenhof.
Draußen stellte ich mir unseren schönen neuen Schulhof vor und dachte dabei lächelnd: „Der Muskelkater wird sich auf jeden Fall lohnen!“
Anna 7b