Die Schüler vermissen ihn, die Lehrer auch. Denn: Thomas Christ konnte mit seinen Beiträgen jede noch so dröge Dienstbesprechung aufmischen. Thomas Christ diskutiert aber nicht nur leidenschaftlich über pädagogische Themen. Wohl jeder Ratsschüler kennt aus dem Wirtschaftsunterricht die Christ’schen Argumente gegen den Onlinehändler „Amazon“. Im Lehrerzimmer spricht er am liebsten über Eintracht Frankfurt. Christ wurde in der hessischen Weltstadt geboren, wuchs im Stadtteil Oberursel auf, baute dort sein Abitur und studierte an der Universität Frankfurt. Regelmäßig trifft Christ sich in Oberursel mit seinem Abi-Jahrgang. Dazu gehört auch Mercedes-Boss Dieter Zetsche. Mit Zetsche verbindet Christ der graue Schnäuzer – das Bankkonto wohl nicht. Immerhin: Das Beamtenjäckchen sitzt eng, aber es wärmt.

Lehrer sei er immer gerne gewesen, betonte Christ bei der Dienstbesprechung auf dem Anwesen von Jürgen Höcker, das als auch als externes Projekt einer Bundesgartenschau herhalten könnte. Die Schüler haben von Christs außerordentlichem Engagement immer profitiert. Noch an der Gesmolder Schule leitete er die Schülerfirma „Flotte Speiche“ und arbeitete auch am Wochenende beim Catering-Service „Flotte Speise“ mit. In seinen letzten Wochen als Lehrer begleitete Thomas Christ 50 Ratsschüler auf eine Projektfahrt nach Krakau und zur Gedenkstätte Auschwitz. So bezeichnete ihn der stellvertretende Schulleiter Johannes Kollwitz bei der offiziellen Verabschiedung als „pädagogischen Gigant“.

Auch die Schüler mochten ihn immer. Vor zwei Jahrzehnten wurde Christ zum Weltmeister-Lehrer“ gewählt. Das war Anlass für die Kollegen, dem eingefleischten Anhänger der Frankfurter Eintracht eine Widmung des Weltmeisters von 1974, Fußballstar Bernd Hölzenbein, zu überreichen. Der schrieb auf eine Autogrammkarte: „Vom Fußball-Weltmeister für den Lehrer-Weltmeister Thomas Christ alles Gute zur Pensionierung.“ Als Zugabe lieferten die Meller Lehrer einen Liegestuhl mit Vereinswappen aus dem Fanshop von Eintracht Frankfurt. Weil er bei Besuchen in die Heimat auch Ehefrau Marita dabei hat, lag im Glückwunschschreiben noch ein Gutschein für das Traditionsrestaurant „Adolf Wagner“ im Viertel Sachsenhausen. Die Küche des „Wagner“ wurde mehrfach für die beste „Grüne Sauce“, eine Spezialität der Stadt am Main, ausgezeichnet. Der Wert des Gutscheins reicht gerade aus, um bei dem Restaurantbesuch auch Ehefrau Marita mit durchzufüttern. Die hatte Thomas Christ Ende der 70er Jahre kennengelernt, als er noch Pauker in Gesmold war – ausgerechnet bei einem von ihm organisiertem Disco-Abend in der Schule. Sie kam als Begleitung mit, die kleine Schwester war Schülerin von Thomas Christ und wurde dann zur Schwägerin...