Der stellvertretende Ortsbürgermeister Johannes Marahrens moderierte die beiden Ratsschüler an. Lara Franka und Tom berichteten beide über ihre Motivation, in den Wintermonaten für die Kriegsgräberfürsorge von Haustür zu Haustür zu gehen. Der Bruder von Lara Franka hat sich bei der Bundeswehr als Zeitsoldat verpflichtet. Für ihn kann ein Friedenseinsatz im Ausland schon bald möglich sein. In Toms Familie sind Krieg und Frieden seit Generationen ein Thema. Sein Urgroßvater diente in der „Roten Armee“, besiegte Nazi-Deutschland und war dabei, als sich sowjetische und US-Soldaten in Torgau an der Elbe die Hand reichten. Der Großvater von Tom war 1962 in den Wochen der Kuba-Krise in Alarmbereitschaft auf einem U-Boot stationiert. „Eine Eskalation zwischen der UdSSR und den USA hätte wohl zum Atomkrieg geführt. Das Ende der Welt. Meine Vorfahren waren sehr dankbar, dass beide den Krieg und den Konflikt überlebt haben“, sagte Tom bei der Feierstunde.

 

„Es gibt noch etwas viel wichtigeres als spenden.“

Bis heute trauern Millionen von Familien, dass ihre Angehörigen in den Kriegen umkamen. Umso größer wird der Schmerz, wenn nicht einmal bekannt ist, ob es eine Grabstätte gibt.

Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ legt noch immer weitere Gräberfelder an. Gefallene deutsche Soldaten sollen in Würde bestattet werden. Er betreut heute 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten. Mehrere tausend ehrenamtliche und 567 hauptamtliche Mitarbeiter erfüllen heute die vielfältigen Aufgaben der Organisation. Nach der politischen Wende in Osteuropa nahm der Volksbund seine Arbeit auch in den Staaten des einstigen Ostblocks auf, wo im Zweiten Weltkrieg etwa drei Millionen deutsche Soldaten ums Leben kamen.

„Das alles kostet viel Geld. Darum ist der Volksbund auf die Spenden der Bevölkerung angewiesen. Und darum ziehen wir bis Dezember von Haustür zu Haustür“, so Lara Franka und Tom.

„Es gibt noch etwas viel wichtigeres als spenden“, so die Ratsschüler, „wir können jeden Tag für die Bewahrung der vielen deutschen Soldaten in den weltweiten Friedenseinsätzen beten. Und wir sagen auch 2018 wieder diese zeitlos aktuellen Worte: Die Kreuze sind zugleich größtes Geschenk und Zuversicht, denn durch den Tod von Jesus am Kreuz kann er uns alle in das ewige Leben führen.“ Dann sprachen sie gemeinsam mit den Besuchern das Gebet der Christenheit, das „Vater unser“.

 

Gedenken am „Kreuz des Ostens“ entfiel

Die Kranzniederlegung am „Kreuz des Ostens“ war nicht möglich. Schon im Januar hatte ein Sturm diesen Gedenkort im Grönenbergpark zerstört. Die Stadtverwaltung hatte es in den verbliebenen zehn Monaten nicht geschafft, ein neues Holzkreuz aufzustellen. Das Versäumnis war am Rande des Volkstrauertages unter den Besuchern ein Thema. Zuvor hatte der Redaktionsleiter des „Meller Kreisblattes“, Christoph Franken, in einem viel beachteten Kommentar das Versagen der Stadt Melle kritisiert.

„Das nicht rechtzeitig fertiggestellte Kreuz des Ostens wird zum Symbol für den Stillstand, der in der Stadtverwaltung zu herrschen scheint“, schreibt der Journalist. „Am Sanierungsgebiet Neue Mitte Nord zieht es sich hin, von der zusätzlichen Sporthalle ist nichts zu hören, am maroden Friedhof wird an einem Konzept statt vor Ort gearbeitet, und das Thema Stadtwerke ist abgetaucht. Was ist los in einer Verwaltung, die nicht in der Lage ist, innerhalb von Monaten ein Holzkreuz zu bauen?“ Auch so manche Schule im Grönegau ist vom vermeintlichen „Stillstand“ in der Stadtverwaltung betroffen.

Zum Abschluss die Nationalhymne

Ratsschüler der Klassen 9a, 10a und 10b sammeln in diesem Jahr an den Haustüren in Melle-Mitte, Gesmold, Oldendorf, St. Annen, Westerhausen und Wellingholzhausen.Die Sammlung für den Volksbund gehört an der Ratsschule zum Langzeitprojekt „Gegen das Vergessen“ im Fachbereich Geschichte.

Innerhalb des Projektes reisten an dem Wochenende 30 Mitschüler für eine Studienfahrt nach Berlin. Am Nachmittag des Volkstrauertages besuchten sie die „Neue Wache“ auf dem Boulevard „Unter den Linden“. Dort legen Bundespräsident Steinmeier und Frankreichs Präsident Macron bei der Gedenkfeier des Volksbundes einen Kranz für die Opfer der Kriege nieder.

So ähnlich wie in Melle. Dort gestalteten die auch international angesehene Bläsergruppe des Gymnasiums, der MGV „Liedertafel“ Altenmelle und Marlies Meyer von der St- Petri-Kirche die Gedenkveranstaltung mit. Zum Abschluss erklang aus allen Kehlen die Deutsche Nationalhymne.